Was ist eine bipolare Störung? – einfach erklärt – Definition & Erklärung

Kai, Redaktionsleitung

Updated on:

Eine Hand hält zwei runde Karten mit einem lachenden und einen traurigen Smiley.
© SewcreamStudio / stock.adobe.com

Die bipolare Störung wird den psychischen Erkrankungen zugezählt. Dort gehört sie zur Untergruppe der Affektstörungen, also der krankhaft gestörten Stimmungslagen.

Videos zum Thema bipolare Störung – einfach erklärt

Bipolare Störung – einfach erklärt – iks Institut Kinderseele Schweiz – Was tun, wenn meine Mami/mein Papi betroffen ist? – Eltern mit bipolarer Störung

Bipolare Störung (Überblick) in 5 Minuten│Dr. Dr. Damir del Monte│Prüfungswissen Medizin Kompakt – ENCEPHALON medicine media production GmbH

Bipolare Störungen im Erwachsenenalter: „Sturm oder Flaute – Leben zwischen zwei extremen Polen“

Betroffene einer bipolaren Störung befinden sich zwischen zwei Polen – der Depression und der Manie, beziehungsweise der Euphorie. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung ‚manische Depression‚ verbreitet. Inzwischen gilt der Begriff in der Medizin als veraltet.

  • Erkrankte erleben ihren Alltag in Phasen, die sich zwischen Antriebslosigkeit und erhöhter Aktivität abwechseln. Dieser massive Wechsel ist für sie ebenso belastend wie für ihre Bezugspersonen.
  • Von einer durchschnittlichen Stimmungsschwankung ist deshalb nicht mehr die Rede: Bipolare Menschen erleben ihre Gefühlswelt viel extremer als wie es normalerweise der Fall sein sollte. Zur Veranschaulichung werden die Schwankungen oft als wellenförmige Skizze dargestellt.

Wie entsteht eine bipolare Störung?

An einer bipolaren Störung kann jeder erkranken. Die Ursachen sind verschieden. Ein Verlust des Arbeitsplatzes, Konflikte in der Familie oder eine genetische Vorbelastung sind nur drei Beispiele, die eine bipolare Störung auslösen können.

Grundsätzlich treten bipolare Störungen als Reaktionen auf emotional belastende Situationen auf, die der Betroffene nicht alleine bewältigen kann. Mitunter litt er in der Vergangenheit bereits an Depressionen oder an einer Persönlichkeitsstörung.

Ein harmonisches soziales Umfeld und eine starke Persönlichkeit können einer Erkrankung entgegenwirken oder die Schwere des Verlaufs zumindest abmildern.

Woran erkennt man sie bei sich selbst und bei Angehörigen?

Ähnlich wie die meisten psychischen Krankheiten sind bipolare Störungen nicht sofort offensichtlich. Die Entwicklung vollzieht sich schrittweise.

Typische Anzeichen einer beginnenden/fortschreitenden bipolaren Störung sind:

1. Depressive Phase:

  • Traurigkeit
  • geringes Selbstbewusstsein
  • Interessenverlust
  • Konzentrationsprobleme
  • körperliche Beschwerden (Gliederschmerzen, Kopfschmerzen etc.) ohne erkennbare Ursache
  • fehlendes Engagement im Beruf und im Privatleben
  • Vernachlässigung von Freizeitinteressen und Hobbys

2. Manische Phase:

  • Ruhelosigkeit
  • gereizte oder aggressive Stimmung
  • übersteigertes Selbstbewusstsein
  • erhöhter Drang, eigene kreative Ideen sofort umzusetzen
  • Angstzustände bis hin zur Psychose
  • Nervenzusammenbrüche
  • Unfähigkeit, zwischen Wahrheit und Fantasie zu unterscheiden

Über die Dauer und die Ausprägung einer manischen oder depressiven Phase kann keine allgemeingültige Aussage gemacht werden. Beides hängt mit der Persönlichkeit des Betroffenen zusammen. Darüber hinaus spielen äußere Umstände wie die Wohnsituation oder soziale Kontakte eine Rolle.

Es müssen nicht alle Symptome vorliegen, damit die Diagnose ‚bipolar‘ lautet. Die Kernbeschwerden (depressives vs. manisches Verhalten) sind ausschlaggebend. Zwischen den Phasen liegen häufig Episoden, in denen die Betroffenen annähernd beschwerdefrei sind.

Die Hypomanie wird nicht als eigenständige Krankheit angesehen. In der hypomanischen Phase sind die Betroffenen redselig und voller Tatendrang, allerdings wesentlich mehr als gesunde Personen. Somit kann eine Hypomanie als ‚kleine Schwester der Manie‘ betrachtet werden.

Während einer schwerwiegenden Manie steigt die Gefahr, straffällig zu werden. Allein deswegen ist es notwendig, ein bipolares Störungsbild frühzeitig zu erkennen und psychotherapeutisch zu behandeln.

Welche Behandlungsansätze können helfen?

Bei bipolaren Störungen ist die Psychotherapie ein möglicher Ausweg. Die Stunden werden als Einzel- oder Gruppentherapie abgehalten. Bei der Wahl nach der passenden Therapieform arbeitet der Facharzt eng mit seinem Patienten zusammen. Ziel der Behandlung ist die Linderung des Krankheitsbildes. Eine Heilung ist nach dem heutigen Erkenntnisstand noch nicht möglich.

  • In den Therapiestunden hat der Betroffene die Gelegenheit, sich mitzuteilen und seine eigenen Gefühle in Worte zu fassen. Unter der Aufsicht des Psychotherapeuten lernt er, die bipolare Störung in seinen Alltag zu integrieren.
  • Dies funktioniert mithilfe von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Beispielsweise kann ein Tagebuch dabei helfen, manische oder depressive Phasen leichter zu kontrollieren.
  • Falls der Patient während einer manischen Phase überdurchschnittlich kreativ ist, kann er seine Kreativität in Form von Bildern oder Kunstobjekten zu etwas Greifbarem umwandeln. Dann ist von einer Beschäftigungstherapie die Rede.

Bei besonders schweren Fällen werden die Betroffenen in eine Psychiatrie überwiesen. Dies kann auf ihren eigenen Wunsch geschehen, wenn sie einem Klinikaufenthalt selber zustimmen.

Sollte aber eine akute Suizidgefahr bestehen, muss die Einweisung unverzüglich vorgenommen werden. Angehörige sollten keinesfalls zögern, in solchen Situationen den Rettungsdienst zu rufen. Ihr Anruf kann ein Leben retten.

Auch Angehörige können den Betroffenen helfen, indem sie ihnen verständnisvoll begegnen. Das bedeutet unter anderem, sie während einer depressiven Phase nicht zu überfordern, sondern sie im angemessenen Rahmen zu motivieren.

Viele Beratungsstellen bieten Selbsthilfegruppen an, die von Patienten und ihren Verwandten aufgesucht werden. In den Gruppenstunden lernen beide Seiten, die eigene Situation und das Empfinden des Gegenübers besser zu verstehen.