Schwerhörigkeit – Ab wann brauche ich ein Hörgerat? – Tipps, Vorteile, Ratgeber

Kai, Redaktionsleitung

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Eine ältere Dame bekommt ein Hörgerät angelegt.
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Der Gehörsinn hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung der Umwelt. Wer nicht richtig hören kann, der hat zusätzlich Probleme beim Sprechen. Aus diesem Grund ist es bei jeglicher Beeinträchtigung wichtig, ein Hörgerät zu tragen. Dieses kann das Hörvermögen nämlich wieder herstellen.

Wie funktioniert Hören überhaupt?

Für das Hören sind sowohl das Trommelfell, der Hörnerv als auch das Gehirn verantwortlich. Beim Hören treffen die Schallwellen von außen auf die Ohrmuschel. Der Gehörgang leitet diese Schallwellen dann zum Trommelfell weiter, welches zu schwingen beginnt. Diese Schwingung wiederum bewegt die Gehörknöchel im Mittelohr. Die Knöchel verstärken die Schallwellen und übertragen sie an das Innenohr.

  • Im Innenohr führt dies dann dazu, dass die Flüssigkeit in der Schnecke in Bewegung gerät. In der Schnecke befinden sich auch Haarzellen, die ähnlich wie Sensoren, die sich bewegende Flüssigkeit wahrnehmen.
  • Anschließend wird die Bewegung der Haarzellen in elektrische Pulse umgewandelt. Diese Pulse wiederum kann der Hörnerv wahrnehmen, der sie dann an das Gehirn weiterleitet.

Was wird unter einer Schwerhörigkeit verstanden?

Tatsache ist, dass eine Schwerhörigkeit im Anfangsstadium von vielen nicht wahrgenommen wird. Der Grund dafür ist, dass sie sich sehr langsam entwickelt und die Symptome kaum erkennbar sind.

Wer beispielsweise bei einem Gespräch sein Gegenüber schlecht versteht, bei dem kann bereits eine geringe Schwerhörigkeit vorliegen. Nicht immer handelt es sich um zu viel Ohrenschmalz oder undeutliches Reden des Gegenübers.

  • Auch wer die Lautstärke beim Handy oder dem Fernseher stark erhöhen muss, hat Probleme mit dem Gehörsinn.
  • In vielen Fällen sind es andere, die die Schwerhörigkeit bei Personen bemerken. Wer sich nicht Hilfe sucht, bei dem kann die ständige Anstrengung beim Hören mit der Zeit zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit führen.

Welche Gründe hat die Schwerhörigkeit?

  • akustisches Trauma
  • degenerativer Prozesses mit zunehmendem Alter
  • Infektion
  • erblicher Faktor

Es handelt sich meistens um eine Schallempfindungs-Schwerhörigkeit und somit um ein Problem mit dem Innenohr. Grund dafür ist ein Verschleiß der Haarzellen, die dann nicht mehr richtig funktionieren. Hervorgerufen wird dieser Verschleiß von zu viel Lärm, Entzündungen oder Medikamenten. Werden Beeinträchtigungen des Gehörsinns wahrgenommen, sollte unbedingt ein Hörtest beim HNO durchgeführt werden.

Dieser kann nämlich auch erkennen, wie stark die Ausprägung der Schwerhörigkeit ist. Der Arzt wird dabei die Hörkurve des Patienten bestimmen. Diese zeigt nämlich an, ab welcher Lautstärke Töne wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang wird auch das Sprachverständnis kontrolliert.

Ab wann ist ein Hörgerät notwendig?

  • Beeinträchtigung von mindestens 30 dB
  • Unverständlichkeit von 20 % der Wörter bei einer Sprachlautstärke von 65 dB

Die Verschreibung eines Hörgeräts erfolgt teilweise auch dann, wenn es sich um eine sehr leichte Schwerhörigkeit handelt, die unterhalb der oben erwähnten Indikationsgrenze liegt. Dies ist dann der Fall, wenn die Betroffenen ihren Gehörsinn für die Arbeit benötigen. Ein frühzeitiges Tragen eines Hörgeräts kann auch eine weitere Beeinträchtigung verhindern.

Nach der Verschreibung eines Hörgeräts vom HNO, muss ein Termin beim Hörakustiker vereinbart werden. Dieser fertig zunächst einen Abdruck des Gehörganges an, um anschließend ein passendes Ohrstück für das Hörgerät herzustellen.

Bei der Auswahl des Modells spielen der Komfort sowie die Technik die wichtigste Rolle. Anschließend werden die Feineinstellungen des Hörgerätes vorgenommen. Dabei ist es vor allem wichtig, die Verstärkung des Hörempfindens individuell anzupassen. Der Hörakustiker berät die Patienten auch dahingehend, wie sie mit dem Hörgerät im Alltag zurechtkommen, zum Beispiel beim Telefonieren und wie es gereinigt und die Batterien gewechselt werden. Anschließend erfolgt ein Kontrolltermin beim HNO.

Welche Vorteile hat ein Hörgerät?

Natürlich verbessert das Gerät die Hörfähigkeit. Hierbei muss jedoch betont werden, dass die ursprüngliche Hörfähigkeit mit dem Gerät nicht wiederhergestellt wird. Stattdessen wird sie nur verbessert, beziehungsweise verstärkt.

Dies bietet den Betroffenen den Vorteil, dass sie wieder an Gesprächen teilnehmen können und beispielsweise nicht darauf angewiesen sind, die Lautstärke von Fernseher, Radio oder anderen elektronischen Geräten so stark zu erhöhen, dass sie andere Personen stört. Viele Hörgeschädigte haben auch Probleme damit, alltägliche Geräusche, wie Türklingeln, fließendes Wasser oder Vogelgezwitscher wahrzunehmen. All dies ist durch das Tragen eines Hörgeräts wieder möglich, auch wenn einige Geräusche wahrscheinlich leiser empfunden werden als zuvor. Selbstverständlich wird auch das psychische sowie das physische Wohlbefinden verbessert.

Zahlt die Krankenkasse fürs Hörgerät?

  • Die gesetzlichen Krankenkassen sind dazu verpflichtet, einen bestimmten Festbetrag für ein Hörgerät zu übernehmen, wenn dieses vom Arzt als medizinisch notwendig angesehen wird. Der Festbetrag beläuft sich auf 733,59 € oder 786,86 € bei besonders schwerer Beeinträchtigung des Gehörsinns.

Auch die Kosten für die Untersuchung beim Arzt sowie für die Herstellung und Anpassung des Geräts werden von der Krankenkasse übernommen.

Wichtig hierfür ist jedoch, dass es sich um spezielle Kassengeräte handelt, die die folgenden Ausstattungsmerkmale besitzen müssen:

  • Störschallunterdrückung
  • Rückkopplungsunterdrückung
  • mindestens vier Kanäle (mehrere Tonfrequenzen und Anpassungsmöglichkeit)
  • mindestens drei Hörprogramme
  • automatische Anpassungsmöglichkeit
  • Verstärkungsleistung von mehr als 75 dB

Für gewöhnlich sind die Kassengeräte ausreichend. In einigen Fällen kann es aber auch notwendig sein, dass ein teureres Gerät besser für die betroffene Person ist. In solch einem Fall sollte man mit der Krankenkasse Rücksprache halten, ob eventuell Mehrkosten übernommen werden. Dies ist aber nur bei einer medizinischen Notwendigkeit der Fall. Die Kosten für die Batterien werden zudem nur bis zum 18. Lebensjahr übernommen.

Wann sind Kinder auf ein Hörgerät angewiesen?

Kinder müssen vor allem für die Erlernung der Sprache gut hören können. Wird eine Schwerelosigkeit bei Kindern im jungen Alter somit nicht erkannt, kann dies zu einer starken Beeinträchtigung der Sprachentwicklung führen. Eine regelmäßige Untersuchung bei einem HNO ist somit unumgänglich.

  • Bereits für Neugeborene gibt es dafür einen speziellen Test. Aber auch wenn Kinder später ein auffälliges Sprech- und Hörverhalten zeigen, sollte eine Untersuchung beim Arzt erfolgen.

Teilweise ist die Schwerhörigkeit bei Kindern angeboren, teilweise entsteht sich später, wie auch bei Erwachsenen durch laute Geräusche, Infektionen oder Entzündungen. Je früher die Probleme mit dem Gehörsinn erkannt werden, desto besser die Sprachentwicklung.

Kinder können ein Hörgerät ab dem dritten Lebensmonat tragen. Cochlea-Implantate eignen sich für Kinder ab dem sechsten Lebensmonat. Speziell für Kinder gibt es auch Sprach-, Sprech- und Hörübungen. Die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse erfolgt wie bei Erwachsenen nur bei einer medizinischen Notwendigkeit und nur bis zu einem bestimmten Festpreis.

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