Der aktuelle Gesundheitsbericht „Health at a Glance“ der OECD bezeichnet Österreich aufgrund eines Pro-Kopf-Konsums von 11,1 Litern Reinalkohol pro Jahr als eines der sechs führenden Mitgliedsländer. Allerdings zeigen Entwicklungen und Trends, dass viele junge Menschen ihr Trinkverhalten überdenken, den Alkoholkonsum reduzieren oder ganz darauf verzichten. Dies wird als „The New Sobriety“ bezeichnet, eine generelle Entwicklung bei jüngeren Generationen, ihre Haltung zu Alkohol neu zu definieren. Begriffe wie „Damp Drinking“ oder „Mindful Drinking“ repräsentieren eine achtsamkeitsbasierte Trinkkultur als goldene Mitte zwischen Abstinenz und alkoholdeterminierter Trinkgewohnheit. Der Trend des „Dry January“ gewinnt ebenfalls an Popularität, bei dem im gesamten Januar kein Alkohol getrunken wird.
Die Trinkkultur, ähnlich wie die Esskultur, ist von geologischen, politischen und religiösen Verhältnissen geprägt. Der Norden und Süden Europas gelten als alkoholpermissive Kulturen, während die mittleren Regionen alkoholdeterminierte Trinkkulturen aufweisen, die Merkmale aus dem Norden und Süden kombinieren. Trends beim Trinkverhalten deuten darauf hin, dass sich die Pole des Konsumspektrums in Zukunft stärker ausprägen könnten.
Ein relevanter Anteil der Generation Z und Millennials überdenkt seine Haltung zu Alkohol, was zu einem reduzierten Konsum führt. Dies ist teilweise auf finanzielle Überlegungen und den Wunsch nach einem gesunden Lebensstil zurückzuführen. Auch soziale Medien spielen eine Rolle, da sie Entscheidungen zum Essen und Trinken beeinflussen. Phänomene wie der „Dry January“ spiegeln den Trend zu bewussterem Trinkverhalten wider, der nicht auf den Jahresanfang beschränkt ist.
Trotz dieser positiven Entwicklungen wird prognostiziert, dass aufgrund des früheren Beginns des Alkoholkonsums und des steigenden Konsums bei Frauen mehr Menschen alkoholkrank oder von problematischen Konsummuster betroffen sein werden. In Österreich haben derzeit 19 % der Männer und 11 % der Frauen einen problematischen Konsum über der „Gefährdungsgrenze“. Maßnahmen für einen bewussten Konsum sind daher erforderlich.
Marlies Gruber, Geschäftsführerin des f.eh, betont die gesellschaftliche Verantwortung, um eine genussvolle und moderate Trinkkultur zu fördern. Gute Voraussetzungen sollen geschaffen und Maßnahmen zur Reduktion des Alkoholkonsums umgesetzt werden. Die Eigenverantwortung jedes Einzelnen wird ebenfalls betont, wobei ein freud- und maßvoller Umgang mit Alkohol erlernt werden soll. Die Entwicklung der Trinkgewohnheiten wird durch soziale, kulturelle Bedingungen und die Reflexion der Motivation beeinflusst. Marlies Gruber empfiehlt, aufgrund der Suchtdynamik und zur Regeneration der Leber, 3 bis 4 alkoholfreie Tage pro Woche einzuplanen.
Basierend auf einer Pressemitteilung von forum.ernährung heute vom 02.01.2024
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